Erste Fahne von 1922
Bereits der 1920 gegründete Gebirgstrachten-Erhaltungsverein „D’Lechtaler“ Gersthofen konnte kurz nach seiner Gründung im Kloster des Franziskanerordens eine Vereinsfahne in Auftrag geben. Diese zeigt auf der einen Seite den bayrischen Löwen mit dem Wappen des Freistaats sowie den Wahlspruch aller Trachtenvereine „Treu dem guten alten Brauch!“ In den 1920er Jahren war Gersthofen noch ein kleines, eher unbekanntes Dorf, weshalb auch der Zusatz „bei Augsburg“ mit aufgestickt wurde.
Auf der Rückseite der älteren Fahne verweist ein Abbild des bayrischen Freiheitskämpfers „Schmied von Kochel“ und die Aufschrift „Fest wie die Felsenwand schützen wir s’Berglergwand!“ sowie die Verzierungen mit dem typischen Edelweiss auf die alpine Herkunft der Gründungsväter des Vereins. Auch die Fahnenspitze weist eine Besonderheit auf: Hier thront ein goldener bayrischer Löwe mit einem Schild, auf welchem ein schwungvolles „L“ gefertigt ist – eine von König Ludwig II. handverlesene, besondere Auszeichnung und Ausdruck der Verehrung der Bajuwaren für Ihren unter mysteriösen Umständen verstorbenen König. Der Löwe als Staatssymbol kann auf vielen Vereinsfahnen in ganz Bayern gefunden werden, das „Ludwig-L“ macht die Fahnenspitze zu einer großen Rarität und erfüllt die Gersthofer Trachtler auch heute noch mit großem Stolz.
Die Fahnenweihe fand am 01. Juli 1922, trotz Inflation, mit einem Festzug unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und vielen Vereinen statt. Als Pate fungierte der Nachbarverein Alpenrose-Stamm aus Augsburg / Oberhausen (mittlerweile leider aufgelöst).
Zweite Fahne von 1929
Als am 29. August 1925 durch Männer aus dem Oberland in der neuen Heimat Gersthofen der „Theater- und Volkstrachtenverein D’Wendelstoaner“ gegründet wurde, erstand auch dieser Verein wenige Jahre später eine eigene Vereinsfahne. Die Fahnenweihe erfolgte am 12. Mai 1929 mit einem Fest und starker Beteiligung von anderen Trachtenvereinen. Pate stand der Bruderverein „D’Schlierseer“ aus Augsburg / Lechhausen, dem heutigen Oberbayrischen Volkstrachtenverein.
Auf grünem Samt wird auf einer Seite die 1854 errichtete Gersthofer Pfarrkirche St. Jakobus major dargestellt. Die Kirche steht auf einer Hochtrasse über dem Lech am Stadtausgang des heutigen Gersthofens, zur Römerzeit führte dort die Via Claudia vorbei. Bei Restaurierungsarbeiten kamen im Fundament die Überreste eines römischen Merkurheiligtums aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. zu Tage.
Auf der anderen Seite ist mit dem „Wendlsteinkircherl“ die, der bayrischen Schutzpatronin Patrona Bavariae geweihte Kirche auf dem Wendelstein, dem Heimatberg des Gründungsvorstands Georg Steinbeißer sen. in blauen Samt gerahmt. Mit einer Höhe von 1838 Metern über dem Meeresspiegel ist sie außerdem unangefochten Deutschlands höchste Kirche. Die Aufschrift „Treu der Heimat Sitt und Tracht“ sowie die schmucken Verzierungen mit Edelweiss und Enzian bezeugen die große Heimatverbundenheit aller Trachtler. Die Fahnenspitze zierte ebenfalls ein silbernes Edelweiss in einem goldenen Eichel-Kranz.