Der Heimat- und Volkstrachtenverein Gersthofen trauert um sein Ehrenmitglied Reinhard „Blasi“ Balder.
Am 24. Juni sind wir in der Bekenntniskirche zusammengekommen, um unseren Freund Reinhard, besser bekannt als „Blasi“, auf seinem letzten Weg zu begleiten. Wir als Gersthofer Trachtler sind froh behaupten zu dürfen, dass Blasi den Großteil seines Lebens in unserer Mitte verbracht hat, denn bereits 1948 wurde er Mitglied in unserem Verein.
Heute würde man sagen: „Blasi war ein Visionär“ Nach wenigen Jahren übernahm er 1967 das Amt des Jugendleiters und brachte frischen Wind und neue Ideen mit in die Arbeit an der Zukunft des Vereins. Erstmals durften die Kinder und Jugendlichen mitreden und Auftritte mitorganisieren. Natürlich waren unter seiner Leitung auch seine Kinder Patricia, Astrid und Thomas bei unserer Trachtenjugend aktiv, was ihm als Papa stets die größte Freude bescherte. Bei „Werbeauftritten“ gegen Gage wurde unsere Jugendgruppe bekannt und gleichzeitig die klamme Vereinskasse aufgefüllt. Besonders wichtig waren Blasi eine saubere Tracht, Ordnung und Pünktlichkeit. So mussten alle Ihn persönlich anrufen und eine angemessene und trifftige Entschuldigung für ein Fernbleiben der Jugendproben nachweisen können.
Auch neben seiner Tätigkeit als Jugendleiter war Blasi von großem Wert für unseren Verein, schließlich war er bereits früh ein Verfechter der Öffentlichkeitsarbeit. „Schickts a Bild zur Zeitung und schreibt’s was dazua, des wird gelesen und tut uns guad!“ war seine Empfehlung an die nächste Generation. Heute unverzichtbar – damals eine goldene Idee.
Im Vereinsleben war Blasi unverzichtbar, er war mit seiner Ursel bei allen Vereinsabenden, Versammlungen oder beim „Rama dama“dabei und fuhr immer mit auf die Gaufeste. Mitte der 70er Jahre gründete er eine Trommlergruppe im Trachtenverein, da er ja auch Trommler im Spielmannszug war. Sein hervorragendes Talent beim Bauerntheater präsentierte er stolz bei den Heimatabenden in der TSV-Turnhalle und später in der neuen Stadthalle. Haperte es doch mal kurz am Text, half ihm Ursel stets als Souffleuse aus der Patsche.
Heute legendär ist eine Anekdote über Blasi von einem der ersten Besuche in unserer Partnerstadt Nogent. Als der Trachtenverein zum Auftritt bei einem bayrischen Abend zu Gast war, kam es zu Protesten einiger Franzosen, denn damals waren die Deutschen in unserem Nachbarland teils noch nicht wieder gerne gesehen. Die Ordnungshüter waren mit der Situation überfordert und es drohte eine Eskalation. Unser Blasi stellte sich den Protestierenden in den Weg und sorgte für, wie bezeichnet man es heute korrekt? „A Ruah“. Die Einheimischen quittierten seinen Einsatz mit Applaus und die Lokalzeitung titelte am nächsten morgen sinngemäß „Bayrischer Schrank verhindert Ausschreitungen beim Besuch der Freunde aus Gersthofen“. Natürlich mit einem Foto von unserem Blasi auf der Titelseite.
Alle Anwesenden können nun hoffentlich nachvollziehen, wie wichtig Blasi für unseren Verein und die folgenden Generationen der Gersthofer Trachtler waren. Völlig zurecht wurde Blasi also zum Ehrenmitglied im Heimat- und Volkstrachtenverein ernannt. Wir haben Ihm viel zu verdanken und sind froh, dass wir ihm noch zu seinem 80. Geburtstag gratulieren durften.
Bis es seine Krankheit und Corona zuletzt nicht mehr zuließen, war Blasi immer froh, wenn er mit seiner Ursel auf seinem Stammplatz im Trachtenheim im Kreise seines Vereins sein konnte.
Unsere Gedanken sind bei der hinterbliebenen Familie, Ihnen gilt heute unser Beileid und Mitgefühl.
Wir verlieren nicht nur einen Vorzeige-Trachtler, sondern vor allem einen guten Freund und Ratgeber.
Lieber Blasi,
Ruhe in Frieden